Verletzbarkeit.
Alle Menschen sind (emotional) verletzlich – zumindest alle, die das Potenzial dazu haben, so etwas wie Einfühlungsvermögen zu entwickeln. Was für mich eher die Aussage, dass wir wirklich ALLE verletzbar sind, bestätigt! Aber das ist bestimmt bereits zu viel nachgedacht. Wenn ich mich daran erinnere, wie oft ich am Tag eine Geste, Worte oder aber auch bloß einen Blick eines anderen Menschen als Zurückweisung erlebe (zumindest im Ansatz), ist mir klar, was damit gemeint ist. Gespräche mit Freunden, Bekannten und Klienten bestätigen das nur. Aber was steckt hinter dieser Verletzlichkeit?
Ich habe dazu kürzlich einen beeindruckenden Vortrag von Brene Brown im Web gesehen (http://www.ted.com/talks/lang/eng/brene_brown_on_vulnerability.html). Sie beschreibt dort das Ergebnis ihrer jahrelangen Forschung zum Thema “Vulnerability” (was ich der Einfachheit halber wörtlich als “Verletzbarkeit” in meinem Artikel gebrauche). Sie geht dabei von der These aus, dass wir alle grundsätzlich Kontakt zu anderen Menschen suchen. Dabei begegnen wir auch unserer größten Angst – davor, von anderen zurückgewiesen zu werden. – Sich selbst die Frage zu stellen: “Was ist mit mir nicht in Ordnung?”. Diese Frage stellen sich zumindest die meisten. Es gibt aber auch jene, die das nicht tun!
Wie Brown herausgefunden hat, handelt es sich dabei um jene Menschen, die sich selbst wertschätzen können. Sie sagt, dass diese Menschen folgendes gemeinsam haben:
– den Mut, nicht perfekt zu sein
– Mitgefühl sich selbst gegenüber
– Authentizität (so zu sein wie man ist und nicht wie man sein soll)
– der Glaube daran, dass uns Schwachstellen einzigartig machen.
Insgesamt handelt es sich um den Glauben an sich selbst. – Daran, dass man selbst genug ist und eben nicht bloß von anderen akzeptiert, gewertschätzt oder geliebt wird, weil man äußere Attraktivität, Geld, Status, Wissen oder andere Dinge vorzuweisen hat. Aus Angst davor verletzt zu werden, ignorieren wir negative Emotionen bzw. betäuben uns. Brown sagt, dass dies sehr problematisch ist, da wir nicht bloß einen Teil unserer Emotionen (nämlich die negativen) damit aussperren, sondern auch die positiven darunter leiden. Menschen sprechen dann oft von einer Leere in sich. Sie können dann auch Freude oder Glück nicht mehr voll und ganz erleben!
Brene Brown hat damit ein Thema auf den Punkt gebracht, dass viele Menschen sehr beschäftigt und auch belastet: Wir machen Fehler und sollten uns trotzdem so akzeptieren wie wir sind. Und damit ist bestimmt nicht gemeint, dass wir uns nicht verbessern sollten, sondern, dass wir uns selbst und andere nicht dafür verurteilen sollen.
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